Diesen Satz habe ich gestern gelesen und er hat mich gleich gepackt. Der Taufspruch meiner Tochter vor 14 Jahren hieß:
„Setz deine Segel mit Mut, dann bestimmst du wohin die Reise geht“.
Wenn ich heute zurück schaue, waren beide Sätze oftmals schon Leitsätze für mich in meinem Leben, denn es gab viele kleine und größere und auch große Situationen und Abschnitte in meinem Leben, in denen ich eine gehörige Portion Mut brauchte, damit ich mich weiter (oder wieder) frei fühlen konnte.
Frei in mir, in meiner Autonomie, in meinem Verständnis von Wert und Wertschätzung.
Frei im Sinne der gesellschaftlichen Normen, die ich einmal gelernt habe. Längst hat dieser Mut nicht immer dazu geführt, dass ich dadurch auf angenehme und leichte Art und Weise meinem Ziel näher gekommen bin. Nein manchmal war der Mut eher zu sagen, dass ich ein Ziel nicht erreichen möchte, zu dem Preis, der von mir verlangt wurde.
So habe ich z.B. als junge Frau, ich war Anfang 20, angestrebt eine weitere Ausbildung im gehobenen Dienst des öffentlichen Dienstes anzutreten. Eine Ausbildung im mittleren Dienst in der gleichen Verwaltung hatte ich bereits erfolgreich abgeschlossen und ein Jahr Berufspraxis hatte ich auch gesammelt. Von mir wurde erwartet, dass ich an einem weiteren klassischen Einstellungstest teilnehme. Ich hinterfragte dies. Teilte mit, dass ich doch bereits gezeigt habe, dass ich ein gutes Verständnis für diesen Beruf habe. Die Antwort war nicht weniger langweilig, wie vorhersehbar: Das haben wir immer so gemacht. Ich habe die damaligen Vorgesetzten darauf hingewiesen, dass ich dazu nicht bereit sei. Man könne gerne ein Gespräch mit mir führen, aber ich würde keinen weiteren Einstellungstest machen. Natürlich drohte man mir damit, dass ich die Ausbildung dann nicht machen könne. Ich antwortete damals mit einem OK! Ich habe keinen Einstellungstest gemacht und konnte die Ausbildung im September 2000 beginnen.
Mir war damals nicht so bewusst, dass dies gut möglich eine sehr mutige Handlung war, denn für mich war es vor allem eines: meinem eigenen Sinn für in diesem Falle Unsinn zu folgen und dem Gefühl, dass ich keine Lust habe, die Dinge zu tun, weil man sie eben so tut.
Heute schaue ich etwas anders auf diese kleine und doch prägende Situation. Ich bin unfassbar dankbar dafür, dass ich ganz offensichtlich sehr früh in meinem Leben,
auch durch die frühe Begegnung mit der Psychosomatik, aufgrund einer chronischen Erkrankung, ein Gefühl für Autonomie und Selbstbestimmung entwickelt haben. Dies hat mir bereits in der damaligen
Situation die Freiheit gegeben so zu handeln und seid dem gab es sehr viele Situationen mehr, in denen ich mutig frei handeln konnte.
In den letzten Monaten habe ich mir viele Gedanken über Mut gemacht. Über das mutig sein.
Mut, dem eigenen Gefühl zu vertrauen! Mut, für die eigenen Werte einzustehen, selbst wenn man dafür beschimpft und diskriminiert wird! Mut zu wissen, wer man ist und mit welchem Blick und welcher Haltung man durchs Leben gehen möchte! Mut, zu sich selbst zu stehen und sich auch trotz möglicher Widrigkeiten, nicht anzupassen!
Vielleicht hängt an einem freien Leben, nicht nur das Gefühl von Verbundenheit, sondern auch die Kompetenz für diese Verbundenheit zu sich und seinen eigenen Werten mutig einzustehen.
Jedes Mal, wenn ich in meinem Leben mutig war, oder sogar einen Mut-Ausbruch erleben durfte – wie zuletzt bei unserer Auswanderung nach Dänemark – wurde ich belohnt. Belohnt mit dem Gefühl verbundener denn je zu sein, mit dem Leben welches ich gerne Leben möchte und den Menschen, die meinetwegen an meiner Seite sind.
Mutige Menschen stoßen häufig auf Bewunderung, zumindest diejenigen mutigen Menschen, die z.B. große sportliche Herausforderungen meistern, Ängste überwinden oder
herausfordernde Krankheiten meistern.
Mutige Menschen, die ihrer Intuition folgen, die Werte verteidigen, Unbequemes an- bzw. aussprechen, neue oder andere Wege gehen und ihre Meinung äußern, können in der jetzigen Zeit häufig nicht auf Bewunderung hoffen. Häufig bringt man ihnen nicht mal Verständnis entgegen.
Da stellen sich mir ein paar Fragen:
Machen mutige Menschen anderen Menschen Angst?
Wovor haben Menschen Angst, wenn andere Menschen mutig eigene Wege gehen?
Ist Mut nur dann gerne gesehen, wenn er in eine bestimmte Moral passt?
Und warum sind Menschen häufig nicht so mutig und finden ihre eigene Moral?
Sind Menschen neidisch auf den Mut anderer?
Vielleicht ist das der größte Mut in dieser ver-rückten Zeit: Menschen mit ihren Lebensideen, Überzeugungen und Meinungen sein zu
lassen und zu erkennen, dass es mutig ist auszusprechen, dass wir ALLE, jeder MENSCH – ganz egal wo auf dieser Erde – Teil der Menschheitsfamilie ist - jeder mit seiner eigenen Geschichte und
seiner eigenen Wahrheit.
Für mich ist Mut all das...und noch viel mehr:
- über Frieden zu sprechen und sich für den Frieden einzusetzen
- zu lieben und zuzulassen geliebt zu werden
- lebendig zu sein
- Grenzen zu benennen
- eine eigene Meinung zu haben und zu vertreten
- meine Werte zu leben
- Selbstbestimmung zu wagen
- mich dem Leben hinzugeben
- über meinen Körper zu entscheiden
- hinterfragen
- am Meer zu leben
- neue Wege zu gehen
Was ist für dich Mut? Wann fühlst du, dass du mutig bist?
Wenn du Lust hast, lass gerne einen Kommentar hier und wir bastel so miteinander eine
Mut-Schatzkiste. Ich freue mich darauf!
Am 22.05.24 von 19.00 bis 20.30 Uhr lade ich herzlich ein zu einem Austausch via Zoom und gratis über Mut-Ausbrüche und Mut-Geschichten! Schick mir gerne eine E-Mail und ich schicke dir den Link.
Weitere Begegnungs-und Kennelernangebote findest du hier
Herzlich, Sandra
https://paarberatung-kraemer.de (Dienstag, 28 Mai 2024 12:42)
danke für diesen Beitrag. Sehr wichtiges Thema!