Als ich im Sommer in einer kleinen Kirche in Schweden saß und auf den Altar schaute, entdeckte ich auf dem Altartuch einen Anker, ein Kreuz und ein Herz. Mir ging es an diesem Tag nicht so gut. Das was in der Welt gerade passiert, trieb mich (wieder einmal) sehr um. Die Gedanken daran, dass meine Kinder auch nach den Ferien noch immer mit Masken in der Schule sitzen werden müssen, ließen mich traurig werden. Ein Gefühl der Ohnmacht überkam mich ein weiteres Mal. Ich hatte dieses Gefühl in den letzten Wochen bereits sehr häufig erlebt. Was sollte ich noch unternehmen und tun, wenn sogar unsere Grundrechte keine uneingeschränkte Gültigkeit mehr haben? Häufig war ich voller Euphorie ob der Infos, dich ich herausgefunden hatte und die ich mit Freunden und Bekannten teilen wollte. Leider wurde diese Euphorie in vielen Fällen sehr ausgebremst, weil ich feststellen musste, dass meine Erkenntnisse nicht immer auf ein offenes Ohr stießen. Dies machte mich erneut irgendwie hilflos. Wieso denn nicht alles anhören? Wissenschaftliche Fakten nebeneinander stellen? Anderen Experten zuhören? Gesundheit neu verstehen? Das, uns als das einzig richtig erzählte Narrativ, in Frage stellen? Das geht irgendwie nicht… bis heute scheint dies schwierig zu sein. Dabei sind wir doch alle Menschen, jeder von gleichem Wert und gleichem Gut. Jeder mit seiner eigenen Überzeugung und seinen eigenen Werten. Wie kann es da so schnell zwei „Lager“ geben? Worum geht es denn eigentlich beim Mensch sein?
Mit all diesen Fragen in meinem Kopf, saß ich also in dieser kleinen Kirche irgendwo an der südlichen Ostseeküste in Schweden. Glaube, Hoffnung und Liebe - Kreuz, Anker und Herz. Ich trage diese 3 täglich an einer Kette bei mir und dennoch war ich nicht in der Lage sie zu sehen. So fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dass ich dachte: „Na klar und am Ende sind es Glaube, Hoffnung und Liebe. Aber die Liebe ist die Größte unter Ihnen, wie es im 1. Korinther 13,13 steht.
Die Liebe ist die Größte unter ihnen. Ist also auch der Schlüssel zu allem und raus aus dem Schlamassel die Liebe? Doch weshalb begegnen wir uns so häufig nicht in Liebe? Wozu gibt es Hass, Diffamierung, Ausgrenzung, Hetze? Wieso glauben wir Menschen über der Natur zu stehen und Lebendiges beherrschen zu können und zu dürfen?
Immer wieder versuche ich mich damit „über Wasser zu halten“, das die Liebe siegen wird. In einem Lied eines Pfarrers habe ich folgende Zeilen, die mich sehr berührt haben, gelesen:
Furcht ist niemals ein guter Berater, sondern Glaube im Herzen, der Berge versetzt.
Furcht ist niemals ein guter Berater, sondern Hoffnung und Liebe vertreibt alle Angst!
So kehre ich doch immer wieder zurück zu der Hoffnung und dem Glauben daran, dass das Mensch sein, die Liebe, siegen wird.
Wir benötigen mehr denn je Menschen, die miteinander leben, nicht nebeneinander her. Menschen, die bereit sind einander zuzuhören. Menschen, die den Mut haben, ihre eigenen Werte zu leben. Menschen, die den Mut haben, die Angst, die sie haben anzuschauen und dann aus der Angst auszusteigen und nicht andere für die eigene Angst verantwortlich zu machen. Wir brauchen EigenverANTWORTung. Diese gibt uns die Möglichkeit Antworten zu finden. Antworten darauf, wer ich bin und wie ich leben möchte, in der Gemeinschaft der Familie, der Freunde und der Menschheit.
Jeder Mensch der eigenVERANTWORTlich lebt, der sorgt sich auch um andere Menschen. Menschen die Antworten gefunden haben, für ihr Leben, für ihr Sein, für den Umgang mit den Mitmenschen und der Schöpfung, leben bewusst. Lebe ich, wie es meinen Werten entspricht, dann traue ich dies auch allen anderen zu und dann kann es nur dazu führen, dass wir einander wirklich aufrichtig, tolerant und echt begegnen.
Ich wünsche ich mir, dass wir Menschen unser Mensch sein miteinander feiern und die Freiheit leben, die uns allen geschenkt wurden. Viktor E. Frankl sagte: „Die letzte aller menschlichen Freiheiten ist die, seine Einstellung in jeder gegebenen Situation selbst zu wählen.“ Nutzen wir diese Freiheit in Liebe, dann können wir miteinander eine Welt schaffen, die uns Menschen vereint, statt zu entzweien.
Kommentar schreiben